Foodblogger*in. Ein absoluter Traumjob! Nicht wahr? Wöchentlich besucht Pascal Grob, Autor von "Züri isst", bis zu zehn Restaurants. Wir begleiteten ihn an ein Tasting in die Jazzkantine in Luzern.
Ein frisch zubereitetes Fünfgang-Menu, qualitative und außergewöhnliche Produkte, eine passende Flasche Wein, kompetenter Service und ein stimmiges Ambiente. Was für einige nach einem speziellen Anlass klingen mag, ist für Foodblogger*innen täglich Brot. Die Blogger*innen beschäftigen sich nicht nur in der Freizeit - sondern auch beruflich - mit kulinarischen Themen und berichten in ihren Blogs von den Erfahrungen, die sie in Restaurants oder Bars gemacht haben.
"Züri isst": Der Trendblog für Essen in Zürich
Einer der erfolgreichsten Schweizer Foodblogs ist "Züri isst" - der Blog von Pascal Grob. Dort veröffentlicht der 32-jährige Zürcher rund zwei Artikel pro Woche. Essen gehen und die Lokale dann im Anschluss bewerten - das ist sein Beruf.
"Züri isst ist eine One-Man-Show", so pflegt es Pascal Grob zu sagen.
Pascal Grob arbeitet für "Züri isst" in einem 100% Pensum.
Die Restaurant-Auswahl, die Texte, die Fotos. All das macht Pascal Grob in Eigenregie. Seit nun fünf Jahren betreibt er den erfolgreichen Blog, der zum Gault-Millau Channel gehört. Sein Leben dreht sich um den kulinarischen Genuss. Erkennbar ist das auch an der Häufigkeit seiner Restaurantbesuche: Pro Woche isst Pascal Grob in ca. zehn Restaurants - in über 500 pro Jahr.
Für das Kochen und die Kulinarik hat sich Pascal Grob bereits im Kindesalter interessiert. Seine Liebe zur Gastro-Szene aber entdeckte er kurz nach dem Gymnasium bei einem Aufenthalt in London. Dort habe er einen einflussreichen Foodblogger kennengelernt und durch ihn einen ersten Einblick in diese Welt erhalten. Bescheiden erklärt Pascal Grob, dass er anschliessend "durch Glück und Connections" die Stelle als Foodblogger bei "Züri isst" erhalten habe. Ihm wird jedoch sein Fine-Arts-Studium mit Fachrichtung Fotografie an der ZHdK, sein Netzwerk in Zürich und seine Social-Media-Affinität ebenfalls in die Karten gespielt haben. Doch was braucht es, um erfolgreicher Foodblogger zu werden?
Das Leben als Foodblogger klingt verlockend. Aber ist es das auch? Wird der Beruf überromantisiert? Werden die Restaurantbesuche irgendwann monoton? 3FACH-Moderatorin Kira hat den Zürcher Pascal Grob an ein Restaurant-Tasting begleitet. Normalerweise bewegt sich dieser eher in der Gastroszene von Zürich und Umgebung - für das Tasting mit Radio 3FACH zieht es ihn aber in die Jazzkantine nach Luzern.
Jazzkantine: Eine Wohlfühloase in Luzern
Die Jazzkantine befindet sich an der Grabenstrasse - etwas versteckt - in der Altstadt von Luzern. Die Jazzkantine ist eine Beiz. Ein Restaurant. Ein POP. Es ist ein Ort, der für jeden Menschen Platz bietet.
Auf die Tische kommen Snacks sowie auch Fünfgang-Menus. Ausserdem ist das Lokal bekannt für ihre enge Zusammenarbeit mit ihren Produzent*innen und für ihr hausgemachtes "Graben-Brot". Ein Sauerteigbrot.
Unter der Leitung von Mario Waldispühl, Marcel Hurschler, Rahel Heller und Sylvan Müller sahnte die Jazzkantine bereits einige Auszeichnungen ab.
Von links nach rechts: Mario Waldispühl, Rahel Heller und Sylvan Müller. Marcel Hurschler war nicht vor Ort.
Mitte Oktober 2021 verneigte sich Gault-Millau vor der Jazzkantine und kürte sie zum "POP des Jahres 2022". POP ist der neue Trendguide von Gault-Millau, welcher Bars und Restaurants auszeichnet, "die nicht zwingend im Gault-Millau punkten, aber ein lifestyliges Publikum begeistern", wie Gault-Millau auf ihrer Webseite schreibt. Die Jazzkantine setzte sich in dieser Disziplin gegen 191 Schweizer Lokale durch.
Mario Waldispühl, einer der vier Gastgeber der Jazzkantine, sagt, dass sie sich über diese Auszeichnung extrem freuen. Nach wie vor stehen bei ihnen jedoch keine Gault-Millau-Punkte oder Michelin-Sterne im Fokus.
Das Tasting in der Jazzkantine
Unsere Moderatorin Kira und Foodblogger Pascal Grob besuchen das Lokal an einem Mittwochabend. Knapp 30 Gäste passen in die Jazzkantine. An diesem Abend sind alle Tische besetzt. Ein Fünfgang-Menu mit Naturwein-Begleitung erwartet die Beiden.
Mit dreierlei Kürbis eröffnete das Jazzkantinen-Team das Menu. Anschliessend tischten sie zwei Brotzeiten auf. Darauf folgte gebratene "Gitzimilke" mit Rotkabis und Quitten. Das Hauptgericht bestand aus Federstück vom Kalb mit Bergkartoffeln und Gemüse von Gmüesmattli. Hinterher präsentierte die Jazzkantine ihre Käse-Variation, bevor der Schokoladenkuchen mit Apfel und salzigem Crumble das Menu abrundete.
Drei Fragen an Pascal Grob
Wie bereitest du dich auf ein Tasting vor? Pascal: Bevor ich ein Lokal besuche, studiere ich die Webseite, lese unzählige Google-Bewertungen und informiere mich über die Menu-Karte. Ich bin da sehr extrem und ziehe mir jeweils auch ihre gesamte Webseite rein. Ich informiere mich über die Produkte, die Produzent*innen und spreche mit Menschen über das Lokal, sodass ich für das Tasting bestmöglich vorbereitet bin.
Wie gehst du während dem Tasting vor? Pascal: Die Lokal-Besitzer*innen wissen meist nicht, dass ich ihr Restaurant, ihre Beiz oder ihre Bar besuchen komme. Von der Karte bestelle ich jeweils einen Querschnitt. Viele junge Restaurants haben nicht eine riesengrosse Karte, sodass man ohne Problem einen Grossteil der Karte bestellen kann. Während des Tastings notiere ich mir nicht besonders viel. Was ich mir stichwortartig aufschreibe, ist, wie mir das Servierte schmeckt. Ein Fazit ziehe ich aber nie. Jedenfalls nicht, bevor ich das Restaurant verlassen habe.
Nach dem Tasting geht die Arbeit erst richtig los. Der Blog muss geschrieben werden. Wie gehst du beim Bloggen vor? Pascal: Das Bloggen ist definitiv die Hauptarbeit. Ausserdem fotografiere ich alles selbst. Das heisst, nach dem Tasting kontaktiere ich das Lokal, mache einen Foto-Termin aus und gehe ein zweites Mal - nur für die Fotos - vorbei. Erst, wenn ich die Fotos im Kasten habe, kommt der Textteil. Und obwohl ich seit nun fast fünf Jahren bei "Züri isst" blogge, ist jeder Text aufs Neue eine Herausforderung. Deshalb ist es auch sehr unterschiedlich, wie lange ich für einen Blogbeitrag brauche. Teilweise ist der Blog ca. zwei Tage nach einem Tasting online, aber es kann auch ganze zwei Wochen dauern.
Fazit von Pascal Grob
Der Zürcher Blogger bezeichnet die Jazzkantine als eine Adresse, die er definitiv wieder besuchen wird, wenn er in Luzern ist. Hervorgestochen haben für ihn vor allem die hohe Qualität der Produkte und die Naturweine. Für ihn macht die Weinkarte eines Lokals bereits die halbe Miete aus, wenn nicht sogar ein wenig mehr. Wenn es in einem Lokal "lässige" Weine gibt, ist für Pascal Grob das Essen nichtmehr "ultrawichtig", wie er schmunzelnd betont.
Im Vergleich zur grossen Vielfalt und dem riesigen Angebot an Lokalen in Zürich gehört die Jazzkantine jedoch nicht zu seinen Lieblingsrestaurants. "Dafür haben sie im Moment noch eine zu wenig eigene Identität", erklärt Pascal Grob. Er sucht - wenn er privat in ein Restaurant geht - nach mehr Geradlinigkeit und Minimalismus. Dennoch sieht er den Appeal der Jazzkantine und meint: "Es ist schon ein sehr gutes Lokal".
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